Themen der Woche
📊 Leichte Aufwärtsbewegung bei den Bauzinsen
Die Inflation in Deutschland lag im Juli wie schon im Juni bei 2,0 % – genau auf dem Zielwert der EZB. Viele Ökonominnen und Ökonomen sehen darin ein positives Signal, doch ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski mahnt, dass geplante staatliche Investitionsprogramme den Inflationsdruck Ende des Jahres wieder erhöhen könnten.
Trotz Zinspause der EZB sind die Bauzinsen zuletzt leicht gestiegen – von etwa 3,5 % auf 3,6 % für zehnjährige Darlehen. Grund dafür sind gestiegene Renditen für Bundesanleihen, beeinflusst durch höhere Staatsverschuldung. Laut Interhyp werden sich die Bauzinsen kurzfristig seitwärts bewegen, könnten aber bei ungünstiger Marktlage auch wieder anziehen. Der neue Interhyp-IW-Erschwinglichkeitsindex zeigt: Immobilien sind aktuell wieder in einem erschwinglicheren Bereich, mit regionalen Unterschieden.
🏗 Mehr neue Wohnungen frühestens ab 2026
Die Bauwirtschaft erwartet keine Entspannung vor 2026. 2024 wurden nur 251.900 Wohneinheiten fertiggestellt – deutlich weniger als in den Vorjahren. Für 2025 wird ein weiteres Minus auf unter 200.000 Einheiten erwartet, obwohl eigentlich 320.000 pro Jahr nötig wären.
EY-Parthenon nennt vor allem hohe Baukosten als Bremsfaktor. In Großstädten liegen die Herstellungskosten pro Quadratmeter bei etwa 4.500 €, wovon bis zu 15 % auf Bürokratie entfallen. Durch Standardisierung, Vereinfachung und Digitalisierung könnten diese Kosten um 3 % gesenkt werden – ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ausreichend, um den massiven Bedarf zu decken.
🔧 Sanieren oder nicht? Große Verunsicherung
Viele Eigentümerinnen und Eigentümer wollen ihre Immobilien modernisieren – tun es aber nicht. Grund sind mangelnde Rentabilität, rechtliche Unsicherheiten und unklare Förderbedingungen.
Laut der „Vermieterbefragung 2025“ von Haus & Grund gibt es oft nicht einmal einen individuellen Sanierungsfahrplan. Dabei können künftige CO₂-Kosten erheblich sein: Für ein unsaniertes 150-Quadratmeter-Haus mit Gasheizung rechnet Finanztip bis 2045 mit rund 20.000 € Zusatzkosten. Fachleute betonen, dass Investitionsentscheidungen die Energiepreise der nächsten 20 Jahre berücksichtigen sollten.
🏠 Mehr Singlehaushalte – steigender Bedarf an kleinen Wohnungen
Die Zahl der Singlehaushalte in Deutschland wächst weiter – von 17,6 Millionen heute auf voraussichtlich 18,7 Millionen im Jahr 2045. Ihr Anteil steigt von 42 % auf 44 % aller Haushalte.
Laut BBSR steigt der Bedarf an kompakten Wohnungen für ein bis zwei Personen, besonders in Großstädten. Zugleich wird es mehr alleinlebende ältere Menschen geben – und damit eine wachsende Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen, die schon jetzt vielerorts fehlen.
📌 Fazit
Die Bau- und Immobilienbranche steht weiterhin unter Druck:
- Bauzinsen sind leicht gestiegen und bleiben volatil.
- Neubauten hinken dem Bedarf weit hinterher.
- Sanierungen werden oft verschoben, obwohl hohe Folgekosten drohen.
- Wohnungsbedarf verändert sich – kleinere und barrierefreie Wohnungen werden immer wichtiger.
Wer kaufen, bauen oder sanieren will, sollte die aktuelle Marktlage genau beobachten – und sich frühzeitig die besten Konditionen sichern.